Montag, 27. September 2010

Bericht auf fehmarn24.de vom Öl+Havarieufall

Hier ist noch ein nett geschriebener Bericht von unserer großen Übung in Puttgarden. Gerade entdeckt auf fehmarn24.de

PUTTGARDEN - Von Nicole Rochell Katastrophe. Ein Teil des riesigen schwarzen Ölteppichs, der am Sonnabend das Gros der Wasserfläche des östlichen Fährhafens bedeckte, waberte langsam Richtung offene See.

– Mehrere tausend Liter Schweröl waren aufgrund eines technischen Defekts der Druckschließventile beim Umpumpen von Kraftstoff auf dem Fährschiff „Holger Danske“ ins Puttgardener Hafenbecken gelangt. Der Fährbetrieb wurde eingestellt, die Rettungseinheiten alarmiert. Es kam auf jede Sekunde an.

So stand‘s im Drehbuch zur großen Kombi-Ölwehrübung, die nach neun Jahren der Insel-Abstinenz jetzt wieder auf Fehmarn stattgefunden hatte. 107 Einsatzkräfte aus ganz Schleswig-Holstein waren mit 15 Fahrzeugen und sechs Booten zum Fährhafen Puttgarden gekommen, um sich den umfangreichen Anforderungen zur Abarbeitung des Szenarios zu stellen. Dabei stand das Optimieren des Zusammenspiels zwischen den „alarmierten“ Hilfsorganisationen und Behörden im Vordergrund. Der Plan ging auf. „Die Übung ist sehr harmonisch abgelaufen. Jeder hatte gewusst, was er zu tun hatte“, lobte Heinrich Kaule bei der abschließenden Manöverkritik das gute Zusammenspiel aller Beteiligten. Der Diplom-Ingenieur vom Landesbetrieb für Küstenschutz Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN), Betriebsstätte Kiel, hatte die Übung ausgearbeitet, die alle Teilnehmer rund fünf Stunden lang gefordert hatte. „Das Zusammenspiel der Einheiten und die Kompatibilität des Materials sind im worst case entscheidend“, so Einsatzleiter Heinrich Kaule, zuständig für die Schadstoff-Unfallbekämpfung im Ostseeraum. Und von besagtem „schlechtesten Fall“ waren die Protagonisten der groß angelegten Ölwehrübung am Sonnabend ausgegangen. Teilnehmer der Berufsfeuerwehr Kiel, der Freiwilligen Feuerwehren Heiligenhafen und Wendtorf (Kreis Plön) und der Ortsverbände des Technischen Hilfswerks Kiel, Eutin und Ratzeburg hatten von morgens bis mittags den Ernstfall geprobt. Auch der Lübecker Betrieb Feldmann, eine Fachfirma für Ölschadensbekämpfung, die das Landungsboot „Stint“ dabei hatte, und der Fährhafenbetreiber Scandlines beteiligten sich an der „Ölbekämpfung“ von Land und von Wasser aus.

Im Fährhafen Puttgarden staute sich das imaginäre Öl im Fährbecken III und im Bootshafen.

Der von den Kameraden der Wasserschutzpolizei Puttgarden über den Vorfall informierte Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) Schleswig-Holstein hatte den Ölunfall als Komplexen Schadstoff Unfall (KSU) eingestuft und das Havariekommando in Cuxhaven verständigt sowie den Stab in Husum einberufen. Bis zum Eintreffen der alarmierten Rettungseinheiten legte der Ölabwehrtrupp der Reederei Scandlines 100 Meter „hauseigene“ Ölsperren im Fährbecken aus, um das Verdriften des Öls aufs offene Meer hinaus zu verhindern. Das angeforderte Ölbekämpfungsschiff „Kiel“ sperrte den Fährhafen mit Ölsperren im Bereich der Hafeneinfahrt ab. Eine normalerweise recht „sportliche“ Aufgabe, denn der reguläre Fährbetrieb war am Sonnabend natürlich nicht eingestellt, sodass hier nur ein bestimmtes Zeitfenster zur Verfügung stand: wenn gerade keine Fähren in Puttgarden an- oder ablegten. Doch für die „Kieler“ kein Problem. „Innerhalb von sechs Minuten hatten wir die Einfahrt zu“, so Wilfried Liersch, Kapitän des Feuerlösch- und Ölbekämpfungsschiffes später im Rahmen der Manöverkritik. Dank der Strömung und des Windes aus Nordwest sei die Sperrung quasi alleine vor den Molenkopf getrieben. Die „Kiel“ mit einem Tiefgang von 2,40 Meter kann 340 Kubikmeter Öl aufnehmen. Die landeseigenen Ölwehren Heiligenhafen (die Warderstädter hatten ihr Arbeitsboot „Graswarder“ mitgebracht) und Wendtorf legten 320 Meter Ölsperren. Sie schlängelten den gesamten östlichen Hafenbereich, vom Fährbecken III bis zur Ostmole, durch die Quersperre ab. n Pumpen, n Big Packs, n Saugschaufeln Auch dem Technischen Hilfswerk (THW) kam während der Übung eine große Bedeutung zu. Beim Ratzeburger THW liefen alle Fäden der Kommunikation zusammen.

Die Einsatzleitung hatte sich in einem Zelt südlich des Bootshafens eingerichtet und diente als Meldestelle für alle Einsatzkräfte. Während die Kameraden des Kieler Ortsverbandes die Strandreinigung übernahmen und das bereits angelandete „Öl“ bis zum Verladen auf das Hägglundfahrzeug des THW Eutin in Big Packs verfrachteten, legten die Kameraden aus der Kreisstadt eine weitere Sperre im Bootshafen aus. Neben Ölsperren, Booten und Big Packs waren am Sonnabend auch Pumpen, Hochdruckreiniger, Vakuum- und Falttanks sowie Saugschaufeln und Böschungssperren im Einsatz, um dem „Ölteppich“ land- und seeseitig Herr zu werden. Das THW Kiel kümmerte sich um Aufbau und Betrieb eines Schwarz-Weiß-Bereiches, wo die eingesetzten Kräfte eingekleidet und nach Beendigung ihrer Tätigkeit dort gereinigt und ihrer Schutzkleidung entledigt wurden. Dieser Bereich spielte noch einmal eine Rolle, als ein Kamerad des THW Kiel, der am Strand mit Öl in Kontakt gekommen war, plötzlich „kollabierte“. Kameraden brachten ihn in den Schwarz-Weiß-Bereich, anschließend wurde er vom DRK ärztlich versorgt. Im weiteren Verlauf der Übung wurde das Öl vom Ölbekämpfungsschiff „Stint“ mit dem Bürstenskimmer aufgenommen. Die Steine im Bereich der Ostmole wurden mit einem Hochdruckreiniger gesäubert, ölkontaminiertes Wasser wurde von einer Vakuumpumpe aufgenommen. Zum krönenden Abschluss der Übung bekam der Hägglund (Ketten- und Geländetransportfahrzeug) „nasse Füße“. Vom Strand fuhr das Fahrzeug über die Laderampe auf das im Flachwasserbereich liegende Landungsboot „Stint“. Die gesamte Übung lief reibungslos. Bis kurz vor Schluss. Während der Manöverkritik wurde eine Sanitäterin der DRK-Bereitschaft Flintbek von einer Wespe gestochen und, da sie allergisch reagierte, vorsichtshalber in die Oldenburger Klinik gebracht.

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